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Damal und Heute

Unter dem Hakenkreuz des Südens


Das vorliegende Werk versteht sich als Ergänzung und Fortsetzung des im vergangenen Jahr erschienenen Buches „Eine Frage der Nationalen Ehre“ – Nationalsozialistische Pläne für eine „neue deutsche Kolonialpolitik“, weil es aufzeigt, wie sich eben diese Propaganda auf eine der ehemaligen deutschen Kolonien – in diesem Fall Südwestafrika – auswirkte. Dazu wertete der Autor nicht nur umfangreiches Quellen- und Literaturmaterial aus, sondern interviewte seit den 1970er Jahren bei seinen regelmäßigen Besuchen in SWA/Namibia etliche noch lebende Zeitzeugen der Jahre 1933 bis 1945, wodurch eine Fülle neuer Erkenntnisse gewonnen werden konnte, deren Auswertung sich ebenfalls in diesem Buch niederschlägt. Da von diesen Personen inzwischen niemand mehr lebt, dürfte nunmehr der Zeitpunkt für eine Veröffentlichung der über ein halbes Jahrhundert zusammengetragenen Ergebnisse gekommen sein, ohne dass dadurch jemand desavouiert würde.

Die Frage, warum die deutsche Bevölkerung Südwestafrikas den Nationalsozialismus überwiegend begrüßte, erklärte der Historiker Louis de Jong schon 1953 damit, dass dies vor allem aus der Situation nach dem Ersten Weltkrieg herrührte, mit der die Deutschen unzufrieden gewesen seien, weil sie plötzlich die „bevorrechtigte Stellung als Siedler mit weißen Einwanderern aus Südafrika teilen mußten, denen sie in vieler Beziehung untergeordnet wurden“. Man war der Ansicht, „daß Südafrika erntete, was Deutschland gesät hatte“. Deshalb habe „schon ehe Hitler zur Macht kam, der Wunsch auf Wiederherstellung der deutschen Herrschaft“ bestanden. Und de Jongs Kollege Heinrich Stuebel stellte im selben Jahr fest: „Traditionell wurzelte die deutsche Bevöl- kerung in Südwestafrika im Kaiserreich, an dessen Farben sie unentwegt festhielten“. Sie wünschten sich auf jeden Fall eine Rückkehr des Gebietes an das Deutsche Reich herbei. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahre 1933 ließ folglich ihre Hoffnungen in greifbare Nähe rücken – „die überwältigende Mehrheit der Deutschen (Südwestafrikas) ging daher nach 1933 mit fliegenden Fahnen zum National- sozialismus über“.

Wolfgang Reith